Am Donnerstag und Freitag gibt es ja den europäischen Gipfel, in dessen Vorfeld die Wogen ziemlich hochgehen. Insbesondere aus südlichen Gefilden aber auch von anderen Herrschaften wie Obama, Soros, etc. wird aktuell ja so getan, als wenn die Eurobonds der Weisheit letzter Schluss wären. Eigentlich muss der Spielverderber Deutschland nur noch über seinen Schatten springen und dann ist die Welt wieder in Ordnung.
Ich habe mir einmal überlegt, wie man die aktuelle Situation Europas sinnbildlich so darstellen kann, dass der Irrsinn der aktuellen Vorschläge insbesondere aus dem Süden Europas deutlich hervortritt.
Stellen wir uns einmal vor, wir befinden uns in einer kleinen Stadt "Oberkrötenbach", die in schöner Landschaft liegt und gerne von Besuchern für eine Übernachtung aufgesucht wird. Deshalb haben sich dort auch ein paar Hotels angesiedelt, von denen wir nun einmal zwei näher betrachten möchten.
Da ist zunächst das "Hotel Frank", der Hotelbesitzer Frank lebt für sein Hotel und hat sich jahrelang keinen Urlaub mehr gegönnt. Er steckte seine gesamten Ersparnisse in sein Haus und jeder Gewinn wird sofort wieder in die Verschönerung des Hauses investiert. Die Gäste fühlen sich sehr wohl und durch die hochwertige Ausstattung des Hauses zieht er sehr wohlhabende Gäste an und ist häufig ausgebucht.
Frank hat immer eine gute Kapitalreserve in der Hinterhand, wenn kurzfistig kostspielige Reparaturen anfallen.
Dann gibt es noch das "Hotel Luigi". Besitzer Luigi ist ein sehr geselliger Typ und das kommt bei seinen Gästen gut an. Luigi geniesst das Leben und fährt gerne in den Urlaub in unterschiedlichste Länder. Auch sitzt er viel lieber mit seinen Gästen auf der Veranda, gibt gerne einen aus und erfreut alle mit seinen Anekdoten, als dass er sich viel um den Zustand seines Hotels kümmert. Trotzdem ist auch sein Haus gut besucht, denn er nimmt kleine Preise und das kommt bei Trampern und anderen nicht so zahlungskräftigen Kunden gut an. Die stört es dann auch nicht, wenn einmal der Wasserhahn klemmt oder der Anstrich des Hauses zu wünschen übrig lässt.
Luigi ist natürlich chronisch klamm mit dem Geld, aber irgendwie kommt er so durch. Ab und zu senkt er noch einmal den Preis oder macht spezielle Sonderangebote, wenn das Haus nicht genügend Gäste hat.
Frank und Luigi sind gute Freunde, da auch durch die sehr unterschiedlichen Gäste in den beiden Hotels keine Konkurrenzsituation vorherrscht. Frank hilft Luigi auch immer wieder einmal mit kleinen unbürokratischen Überbrückungskrediten aus, wenn dieser eine ganz dringende Reparatur durchführen muss. Auf diese Weise haben beide ihr Auskommen und die Welt in Oberkrötenbach war lange Zeit in Ordnung.
Dann wurde aber der neue Bürgermeister Manuel B. gewählt und dieser hatte eine Reihe ganz toller neuer Ideen, um das Hotelgeschäft in seinem Städtchen voranzubringen.
Als erstes richtete er ein Fremdenverkehrsbüro ein, in dem die Hotels zentral gebucht werden konnten. Die Bedingung für die Teilnahme eines Hotels daran war, dass die Buchungen dann nur noch ausschließlich über das Fremdenverkehrsbüro durchgeführt werden durften. Außerdem gab es dort einen Einheitspreis, dem sich alle Hotels unterwerfen mussten. Das Büro versprach umfangreiche überregionale Werbemaßnahmen, so dass sowohl Frank als auch Luigi die Bedingungen akzeptierten und den Vertrag unterschrieben.
Der Bürgermeister hatte auch noch eine weitere Neuerung für die teilnehmenden Hotels, nämlich einen Notfall- und Renovierungsfonds. Alle Hotels bürgten gleichermaßen für die Gelder dieses Fonds und es wurde eine schöne Startsumme von der Stadt für diesen Fonds zur Verfügung gestellt. Die Idee dahinter war es, dass Hotels, die in finanzielle Probleme kommen, sich dort unbürokratisch Gelder besorgen können, so dass sie nicht pleite gehen oder auch dringende Renovierungen finanzieren können. Bürgermeister Manuel B. dachte, dass sich die Entnahmen zwischen den einzelnen Hotels ausgleichen würden, da mal der eine mal der andere in Verlegenheit kommen würde. Natürlich würde das Geld dann auch sofort zurückgezahlt, sobald es dem entsprechenden Hotel wieder besser geht. Deshalb verzichtete er auch auf eine regelmäßige Überprüfung der Salden der einzelnen Hotels.
Am Anfang lief dieses Konzept hervorragend und alle waren begeistert. Luigi entnahm gleich eine größere Summe aus dem Fonds und liess erst einmal sein Haus anstreichen. Dadurch kamen nun auch besser zahlende Gäste in sein Haus, die Tramper und Studenten kamen natürlich nicht mehr, denn er musste ja die von Fremdenverkehrsbüro vorgegebenen hohen Preise nehmen. Er kaufte sich auch noch gleich zwei gut ausgestattete Kleinbusse und machte dann erst einmal ausgiebig Urlaub. Ab und zu lieh er sich zusätzlich auch noch Geld von seinem Freund Frank, wenn er ein besonders schönes Fest für seine Gäste ausrichten wollte.
Ein paar Jahre ging das auch gut, allerdings bröckelte die Farbe dann auch schon wieder bei Luigis Hotel ab und seine neuen Gäste waren von seiner lockeren Art nicht so begeistert, noch viel weniger von den wieder tropfenden Wasserhähnen und den kaputten Lampen. Also stand das Hotel Luigi nun immer öfter leer. Früher hätte Luigi in einer Studentenzeitung dann eine Anzeige mit Sonderangeboten veröffentlicht, den Preis ein wenig gesenkt und somit sein Haus wieder gefüllt. Das konnte er aber nun nicht mehr wegen des Vertrags mit dem Fremdenvekehrsbüro. Also nahm er immer wieder den Fonds in Anspruch, um überhaupt noch den Strom bezahlen und etwas essen zu können. Sein Bankkonto war auch massiv überzogen und keine Bank wollte ihm noch einen Kredit geben.
Frank hingegen ging es nach wie vor sehr gut. Er hatte sein Haus voll, aber er hatte auch nach wie vor sein Geld nur in wichtige Reparaturen und Investitionen in sein Haus gesteckt. Die Banken rissen sich um ihn als Kunden und er hatte praktisch unbegrenzt Kredit. Frank mochte Luigi sehr, aber nun war seine Geduld langsam am Ende, denn auf alle seine Ratschläge wollte Luigi nicht hören. Es gab ja praktisch unbegrenztes Geld aus dem Fonds und da waren so viele Dinge, die Luigi unbedingt kaufen musste. Leider waren die wenigsten dazu geeignet, sein Hotel für gut betuchte Gäste interessanter zu machen. Das war aber auch nie die Klientel von Luigi gewesen. Er kannte sich eben gut mit den Bedürfnissen von Trampern und Studenten aus. Also stand Luigi nun vor dem aus...
Bürgermeister Manuel B. hatte sich nach vielen Jahren nun einmal einen Wirtschaftsprüfer ins Haus geholt, der den Zustand des Fonds überprüfen sollte. Als das Ergebnis kam, fiel er aus allen Wolken, denn da war überhaupt nichts ausgeglichen, wie er damals angenommen hatte. Luigi und eine paar andere Hotels hatten über 7 Millionen Euro entnommen und praktisch nichts zurückgezahlt. Das Hotel Frank und ein paar andere Hotels hätten Anspruch auf dieselbe Summe gehabt. Die Stadt musste nun zusehen, woher sie das Geld zurück bekommt, ansonsten wäre sie selbst pleite. Der Bürgermeister beschloss, dieses Thema erst einmal so weit wie möglich unter den Teppich zu kehren.
Der Bürgermeister war mit den Nerven am Ende und dachte jetzt nur noch von einem Tag zum nächsten. Nach Rücksprache mit der Bank rief er die Hotelbesitzer zusammen und schlug vor, dass die Konten von Frank und Luigi zusammengelegt werden sollten. Dann würde Luigi wieder Kredit erhalten und könnte zunächst ein paar Wochen weitermachen.
Die Begeisterung von Frank für diesen Vorschlag können Sie sicher nachvollziehen... ;-)
Von aussen würden Sie nun natürlich sofort auf die naheliegende Lösung kommen. Luigi muss aus dem unseligen Vertrag mit dem Fremdenverkehrsbüro heraus, um seine alte Kundschaft mit entsprechenden Preisen wieder in sein Hotel zu bekommen. Natürlich braucht er jetzt noch einmal eine Überbrückung, ein Jahr vorher wäre diese noch nicht notwendig gewesen. Man fragt sich natürlich, warum er nicht schon lange diesen Vertrag gekündigt hatte. Begründung: das billige Geld aus dem Fonds hatte halt gelockt.
Frank würde seinem Freund ja gerne noch weiter helfen, aber bei einem gemeinsamen Konto bekäme auch er dann sehr bald keinen Kredit mehr; ab und zu braucht er aber auch bei Investitionen einen solchen zur Zwischenfinanzierung. Zunächst würde die Bank natürlich erst einmal seine mühsam erarbeiteten Ersparnisse und Rücklagen abschöpfen.
Die Parallelen zur Situation in Europa sind Ihnen sicher sofort aufgefallen. Luigi steht für die südlichen Länder, Frank für die nördlichen. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es viele griechische, italienische, spanische Landsmänner gibt, die wie Frank agieren und haushalten. Genauso finden wir durchaus Deutsche, die sich wie Luigi verhalten. Es soll also kein Beispiel für das Verhalten einzelner Menschen sein, sehr wohl aber für das Verhalten der kompletten Staaten.
Der Euro wirkt wie das Fremdenverkehrsbüro, es verhindert, dass die Preise verringert werden können und dass die Südländer wieder wettbewerbsfähig werden in denjenigen Bereichen, in denen die südlichen Länder stark sind. Der Fonds steht für die Möglichkeit, an billiges Geld zu kommen durch die EZB, EFSF und auch das Target-2 System. Das Target-2 System war ursprünglich auch als ein durchaus praktisches Instrument gedacht, finanztechnische Vorgänge zwischen den einzelnen Eurostaaten zu vereinfachen. Leider wurde es nie wirklich kontrolliert und jetzt haben wir ein unglaubliches Ungleichgewicht von über 700 Milliarden Euro. Aktuell sind das noch nicht realisierte Forderungen, aber wie sollen diese jemals wieder ausgeglichen werden ?
Was nun aktuell die südlichen Länder und andere mit Eurobonds, etc. vorschlagen ist nichts anderes, als das gemeinsame Konto von Luigi und Frank.
Im Fall von Frank und Luigi ist es völlig offensichtlich, dass diese "Lösung" bestenfalls nur kurz funktionieren wird und dann beide Hotels am Ende sind. Wenn das Hotel von Frank die zehnfache Größe von Luigis hätte, könnte es sogar relativ lange auf Kosten von Frank funktionieren. Im Fall von Europa hiesse das, Griechenland könnte man so eine relativ lange Zeit mitschleppen, aber schon bei Spanien ist das völlig ausgeschlossen. Die Märkte sehen das mittlerweile ebenfalls so und Deutschland beginnt gerade dadurch auch mit in den Sog gerissen zu werden.
Außerdem wären zunächst die Ersparnisse von Frank weg, genauso wird es den Sparguthaben der Deutschen ergehen. Luigi muss aus dem Vertrag raus und (u.a.) Griechenland aus dem Euro, das ist eigentlich so offensichtlich. Nur je länger man damit wartet, desto mehr verfällt das Hotel und desto teurer wird es hinterher.
Natürlich könnte das Fremdenverkehrsbüro auch die Preise entsprechend senken, dann müsste aber Frank aus dem Vertrag austreten, wenn er überleben will. Zu seinem Standard passen die niedrigen Preise nicht und würden seine Kosten nicht decken. So gilt das auch für Deutschland.
Im realen Leben ist es völlig einsichtig, dass ein Hotel mit einem Stern nicht denselben Preis nehmen kann, wie ein Drei-Sterne-Hotel. Bei Euro meint man aber, das würde funktionieren.
Ich bin einmal gespannt, was am kommenden Freitag geschehen wird. Wenn Angela Merkel nicht einknickt und tatsächlich das Bild eines zerstrittenen Haufens nach dem Gipfel bei den Märkten ankommt, wird es für den Euro ab nächste Woche einmal mehr wieder sehr eng. Wenn unsere Kanzlerin einknickt, bekommen wir noch ein paar Wochen Gnadenfrist (auf Kosten unserer Zukunft)...
Zum ESM ist nun gespanntes Warten angesagt, was das Bundesverfassunggericht entscheiden wird. In unseren "stets kritischen" Massenmedien wurde in den letzten Wochen gerne immer nur über "den Fiskalpakt" gesprochen, der ESM fiel bei entsprechenden Meldungen häufig hinten runter. Jetzt ist dieser wenigstens einigermaßen in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt. Mittlerweile hat auch unser Herr Schäuble eingesehen, dass man diese Ermächtigung nicht ganz heimlich still und leise durchbringen kann. Ich hoffe sehr, dass der deutsche Rechtsstaat noch im Bereich des Bundesverfassungsgerichts funktioniert, aber ich befürchte dass man die Richter wieder vor die Alternative stellen wird: "Entweder ihr stimmt zu oder ihr seid schuld, wenn der Euro, Europa und das Weltfinanzsystem crasht". Die Volksabstimmungsphantasien, die Herr Schäuble gerade äussert, halte ich für Nebelkerzen. Dafür reicht die Zeit nicht mehr und wirklich wollen dürften das diese Herrschaften nicht, denn dann gäbe es ja auch die Möglichkeit des "Nein".
Griechenland ist mittlerweile Realsatire, wenn es für viele Menschen dort nicht so ernst wäre, könnte man sich köstlich amüsieren über eine Regierung, die schon Risse bekommt, bevor sie überhaupt vereidigt ist. Ich hatte ja prognostiziert, dass diese Regierung nicht lange halten wird. Nun werden auf einmal alle krank, damit sie nicht auf den Gipfel müssen...
Liebe Griechen, wenn ihr noch lange damit wartet, aus dem Vertrag (Euro) auszusteigen, wird euer Hotel einstürzen !
Nach so viel Ernstem schlage ich vor, schauen Sie sich einmal mein Video über die Weisheit der Tiere an, schmunzeln Sie ein wenig und denken Sie darüber nach...