Montag, 21. Mai 2012

Sarrazin versus Steinbrück - Eine Analyse





Am gestrigen Sonntagabend kam ja die Talkschau mit Günther Jauch, dieses Mal mit einem Streitgespräch zwischen Thilo Sarrazin und Peer Steinbrück zum Thema "Braucht Europa den Euro ?". Ich habe mir lange überlegt, ob ich die Zeit wirklich dafür investieren soll, diese Sendung zu schauen, da ich mir dort wenig neue Informationen versprochen habe - die es nebenbei auch nicht gegeben hat.

Meine Meinung zum Thema Euro sollte den Lesern meines Blogs auch hinreichend bekannt sein, ich bin mit meiner Meinung sehr nahe bei Sarrazin, obwohl ich ihn nach wie vor als jemanden ansehe, der im System steht und diesem verpflichtet ist. Er spielt hier nur eine Rolle... Das kann man auch gut daran ersehen, dass er eben eine unglaubliche Publicity erhält und die großen Verlagshäuser und Medien ihm eine Plattform geben. Andere Experten, die noch viel profunder zum Thema Euro und Europa Auskunft geben könnten, wie z.B. die Professoren Hankel oder Schachtschneider werden mittlerweile von den Medien gemieden.

Warum habe ich mir nun diese Sendung angschaut ?

Ich wollte einmal die Argumente der Euro-Befürworterseite hören und wenn Steinbrück diese nicht deutlich machen kann, wer dann ?
Interessant war die Tatsache, dass Peer Steinbrück zwar immer wieder schwer ausgeholt hatte nach dem Tenor "Ich muss jetzt hier einmal deutlich diese und jene Aussage in dem Buch von Sarrazin widerlegen" und danach kam eigentlich nur heisse Luft bzw. gar nichts. Im Gegenteil, er musste dann immer wieder zugestehen, dass er in dieser oder jener Frage Herrn Sarrazin zustimmen müsse. Ein schönes Beispiel ist hier Griechenland, bei dem Herr Steinbrück sich nicht zu der Aussage hinreissen lassen wollte, dass man eben immer weiter Geld dorthin verfrachten muss. Er weiss ganz genau, dass dann keiner geklatscht hätte. Da es aber offensichtlich mittlerweile keine andere Lösungen mehr gibt, als Griechenland über Jahrzehnte mit Milliarden zu alimentieren oder es aus dem Euroraum zu entlassen, konnte Steinbrück nicht mehr glaubhaft dagegen argumentieren.

Für mich hat sich diese Sendung deshalb gelohnt, denn sie zeigt sehr deutlich auf, dass die Pro-Euro-Fraktion keine stichhaltigen Argumente mehr besitzt. Mit Fakten können sie nicht mehr aufwarten. Es werden nur noch Allgemeinplätze ausgegeben wie:

  • Es gibt auch Studien, die besagen, dass Deutschland vom Euro sehr profitiert hat
  • Es wurden Fehler in der Vergangenheit gemacht, aber schauen wir in die Zukunft und halten wir uns nicht mit der Vergangenheit auf
  • Die europäische Einigung ist nur mit dem Euro in dieser Form möglich
  • etc.
Die Realität hat diese Politiker eingeholt und ich gehe nach wie vor davon aus, dass es den Euro noch in diesem Jahr zerreißen wird. Wenn Steinbrück gerne die Vergangenheit ausblenden möchte, dann kann ich darauf nur antworten: "Wer die Fehler in der Vergangenheit nicht ansehen möchte, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen".  Punktsieger war in diesem Duell ganz klar Sarrazin, auch wenn er gefühlte einhundert Mal auf sein Buch - gleich mit jeweiliger Seitenangabe - verwiesen hat, damit man es auch auf jeden Fall kauft.

Immerhin wurde in dieser Sendung nicht dem Trend in derartigen Talkshows gefolgt, dass der Moderator mit auf den "unliebsamen" Gast eindrischt. Dieses kommt ja immer mehr in Mode, obwohl der Moderator eigentlich zur Neutralität verpflichtet sein sollte. Günther Jauch hat sich einigermaßen neutral verhalten, was ich auch einmal positiv vermerken möchte.

Damit komme ich aber nun zu demjenigen Punkt, der eigentlich im Bereich der sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Euro nur sehr am Rande betrachtet werden sollte, welcher aber nicht nur in dieser Sendung einen wichtigen Platz einnahm, sondern der als scheinbar der einzige bedeutende Fakt nun die meisten Medien und Politiker beschäftigt: "Wir Deutschen zahlen, weil wir immer noch die Schuld des 2. Weltkriegs und des Holocaust abtragen". Wenn Sie sich die Reaktionen in den Medien anschauen, geht es fast immer auf genau dieses Thema zurück. Sarrazin hat es gewagt, etwas auszusprechen, was durch die Blume aber bereits von Euro-Befürwortern zugegeben worden ist. Das geht von Helmut Schmidt über Wolfgang Schäuble zu einigen anderen. Um es noch einmal klarzustellen: Sarrazin hat hier nur widergegeben, was Mitglieder der Pro-Euro-Fraktion verklausuliert gesagt haben und was einer der Beweggründe dieser Herren deutlich aufzeigt.

Viele derjenigen, die nun mit vollem Ernst fordern, dass man deswegen solche Leute wie Sarrazin nicht mehr in Talkshows einladen dürfe (wie gesagt, mit anderen macht man es ja bereits so, da man sachlich nicht mehr die Argumente hat, gegen deren Thesen zu argumentieren),  merken wahrscheinlich gar nicht, dass sie die Rückkehr zum DDR-Staatsfernsehen propagieren.

Die Medien zeigen immer mehr sehr deutlich, dass sie nur noch eine Einheitsmeinung verbreiten (dürfen). Ausnahmen bestätigen die Regel.

Als Fazit kann ich für mich feststellen: die Befürworter des Euro stehen mittlerweile argumentativ mit ziemlich leeren Händen da. Mehr als Durchhalteparolen kommen von dort nicht mehr. Auch der aktuelle G8-Gipfel zeigt nicht den Ansatz von irgendwelchen konkreten Aktionen irgendwelcher Art. Es sieht tatsächlich so aus, dass alle jetzt nur noch teilnahmslos "im Führerbunker" darauf warten, dass "die Russen" in Form der Märkte über sie herfallen.

Die nächsten Tage und Wochen werden spannend...