Am Donnerstag und Freitag gibt es ja den europäischen Gipfel, in dessen Vorfeld die Wogen ziemlich hochgehen. Insbesondere aus südlichen Gefilden aber auch von anderen Herrschaften wie Obama, Soros, etc. wird aktuell ja so getan, als wenn die Eurobonds der Weisheit letzter Schluss wären. Eigentlich muss der Spielverderber Deutschland nur noch über seinen Schatten springen und dann ist die Welt wieder in Ordnung.
Ich habe mir einmal überlegt, wie man die aktuelle Situation Europas sinnbildlich so darstellen kann, dass der Irrsinn der aktuellen Vorschläge insbesondere aus dem Süden Europas deutlich hervortritt.
Stellen wir uns einmal vor, wir befinden uns in einer kleinen Stadt "Oberkrötenbach", die in schöner Landschaft liegt und gerne von Besuchern für eine Übernachtung aufgesucht wird. Deshalb haben sich dort auch ein paar Hotels angesiedelt, von denen wir nun einmal zwei näher betrachten möchten.
Da ist zunächst das "Hotel Frank", der Hotelbesitzer Frank lebt für sein Hotel und hat sich jahrelang keinen Urlaub mehr gegönnt. Er steckte seine gesamten Ersparnisse in sein Haus und jeder Gewinn wird sofort wieder in die Verschönerung des Hauses investiert. Die Gäste fühlen sich sehr wohl und durch die hochwertige Ausstattung des Hauses zieht er sehr wohlhabende Gäste an und ist häufig ausgebucht.
Frank hat immer eine gute Kapitalreserve in der Hinterhand, wenn kurzfistig kostspielige Reparaturen anfallen.
Dann gibt es noch das "Hotel Luigi". Besitzer Luigi ist ein sehr geselliger Typ und das kommt bei seinen Gästen gut an. Luigi geniesst das Leben und fährt gerne in den Urlaub in unterschiedlichste Länder. Auch sitzt er viel lieber mit seinen Gästen auf der Veranda, gibt gerne einen aus und erfreut alle mit seinen Anekdoten, als dass er sich viel um den Zustand seines Hotels kümmert. Trotzdem ist auch sein Haus gut besucht, denn er nimmt kleine Preise und das kommt bei Trampern und anderen nicht so zahlungskräftigen Kunden gut an. Die stört es dann auch nicht, wenn einmal der Wasserhahn klemmt oder der Anstrich des Hauses zu wünschen übrig lässt.
Luigi ist natürlich chronisch klamm mit dem Geld, aber irgendwie kommt er so durch. Ab und zu senkt er noch einmal den Preis oder macht spezielle Sonderangebote, wenn das Haus nicht genügend Gäste hat.
Frank und Luigi sind gute Freunde, da auch durch die sehr unterschiedlichen Gäste in den beiden Hotels keine Konkurrenzsituation vorherrscht. Frank hilft Luigi auch immer wieder einmal mit kleinen unbürokratischen Überbrückungskrediten aus, wenn dieser eine ganz dringende Reparatur durchführen muss. Auf diese Weise haben beide ihr Auskommen und die Welt in Oberkrötenbach war lange Zeit in Ordnung.
Dann wurde aber der neue Bürgermeister Manuel B. gewählt und dieser hatte eine Reihe ganz toller neuer Ideen, um das Hotelgeschäft in seinem Städtchen voranzubringen.
Als erstes richtete er ein Fremdenverkehrsbüro ein, in dem die Hotels zentral gebucht werden konnten. Die Bedingung für die Teilnahme eines Hotels daran war, dass die Buchungen dann nur noch ausschließlich über das Fremdenverkehrsbüro durchgeführt werden durften. Außerdem gab es dort einen Einheitspreis, dem sich alle Hotels unterwerfen mussten. Das Büro versprach umfangreiche überregionale Werbemaßnahmen, so dass sowohl Frank als auch Luigi die Bedingungen akzeptierten und den Vertrag unterschrieben.
Der Bürgermeister hatte auch noch eine weitere Neuerung für die teilnehmenden Hotels, nämlich einen Notfall- und Renovierungsfonds. Alle Hotels bürgten gleichermaßen für die Gelder dieses Fonds und es wurde eine schöne Startsumme von der Stadt für diesen Fonds zur Verfügung gestellt. Die Idee dahinter war es, dass Hotels, die in finanzielle Probleme kommen, sich dort unbürokratisch Gelder besorgen können, so dass sie nicht pleite gehen oder auch dringende Renovierungen finanzieren können. Bürgermeister Manuel B. dachte, dass sich die Entnahmen zwischen den einzelnen Hotels ausgleichen würden, da mal der eine mal der andere in Verlegenheit kommen würde. Natürlich würde das Geld dann auch sofort zurückgezahlt, sobald es dem entsprechenden Hotel wieder besser geht. Deshalb verzichtete er auch auf eine regelmäßige Überprüfung der Salden der einzelnen Hotels.
Am Anfang lief dieses Konzept hervorragend und alle waren begeistert. Luigi entnahm gleich eine größere Summe aus dem Fonds und liess erst einmal sein Haus anstreichen. Dadurch kamen nun auch besser zahlende Gäste in sein Haus, die Tramper und Studenten kamen natürlich nicht mehr, denn er musste ja die von Fremdenverkehrsbüro vorgegebenen hohen Preise nehmen. Er kaufte sich auch noch gleich zwei gut ausgestattete Kleinbusse und machte dann erst einmal ausgiebig Urlaub. Ab und zu lieh er sich zusätzlich auch noch Geld von seinem Freund Frank, wenn er ein besonders schönes Fest für seine Gäste ausrichten wollte.
Ein paar Jahre ging das auch gut, allerdings bröckelte die Farbe dann auch schon wieder bei Luigis Hotel ab und seine neuen Gäste waren von seiner lockeren Art nicht so begeistert, noch viel weniger von den wieder tropfenden Wasserhähnen und den kaputten Lampen. Also stand das Hotel Luigi nun immer öfter leer. Früher hätte Luigi in einer Studentenzeitung dann eine Anzeige mit Sonderangeboten veröffentlicht, den Preis ein wenig gesenkt und somit sein Haus wieder gefüllt. Das konnte er aber nun nicht mehr wegen des Vertrags mit dem Fremdenvekehrsbüro. Also nahm er immer wieder den Fonds in Anspruch, um überhaupt noch den Strom bezahlen und etwas essen zu können. Sein Bankkonto war auch massiv überzogen und keine Bank wollte ihm noch einen Kredit geben.
Frank hingegen ging es nach wie vor sehr gut. Er hatte sein Haus voll, aber er hatte auch nach wie vor sein Geld nur in wichtige Reparaturen und Investitionen in sein Haus gesteckt. Die Banken rissen sich um ihn als Kunden und er hatte praktisch unbegrenzt Kredit. Frank mochte Luigi sehr, aber nun war seine Geduld langsam am Ende, denn auf alle seine Ratschläge wollte Luigi nicht hören. Es gab ja praktisch unbegrenztes Geld aus dem Fonds und da waren so viele Dinge, die Luigi unbedingt kaufen musste. Leider waren die wenigsten dazu geeignet, sein Hotel für gut betuchte Gäste interessanter zu machen. Das war aber auch nie die Klientel von Luigi gewesen. Er kannte sich eben gut mit den Bedürfnissen von Trampern und Studenten aus. Also stand Luigi nun vor dem aus...
Bürgermeister Manuel B. hatte sich nach vielen Jahren nun einmal einen Wirtschaftsprüfer ins Haus geholt, der den Zustand des Fonds überprüfen sollte. Als das Ergebnis kam, fiel er aus allen Wolken, denn da war überhaupt nichts ausgeglichen, wie er damals angenommen hatte. Luigi und eine paar andere Hotels hatten über 7 Millionen Euro entnommen und praktisch nichts zurückgezahlt. Das Hotel Frank und ein paar andere Hotels hätten Anspruch auf dieselbe Summe gehabt. Die Stadt musste nun zusehen, woher sie das Geld zurück bekommt, ansonsten wäre sie selbst pleite. Der Bürgermeister beschloss, dieses Thema erst einmal so weit wie möglich unter den Teppich zu kehren.
Der Bürgermeister war mit den Nerven am Ende und dachte jetzt nur noch von einem Tag zum nächsten. Nach Rücksprache mit der Bank rief er die Hotelbesitzer zusammen und schlug vor, dass die Konten von Frank und Luigi zusammengelegt werden sollten. Dann würde Luigi wieder Kredit erhalten und könnte zunächst ein paar Wochen weitermachen.
Die Begeisterung von Frank für diesen Vorschlag können Sie sicher nachvollziehen... ;-)
Von aussen würden Sie nun natürlich sofort auf die naheliegende Lösung kommen. Luigi muss aus dem unseligen Vertrag mit dem Fremdenverkehrsbüro heraus, um seine alte Kundschaft mit entsprechenden Preisen wieder in sein Hotel zu bekommen. Natürlich braucht er jetzt noch einmal eine Überbrückung, ein Jahr vorher wäre diese noch nicht notwendig gewesen. Man fragt sich natürlich, warum er nicht schon lange diesen Vertrag gekündigt hatte. Begründung: das billige Geld aus dem Fonds hatte halt gelockt.
Frank würde seinem Freund ja gerne noch weiter helfen, aber bei einem gemeinsamen Konto bekäme auch er dann sehr bald keinen Kredit mehr; ab und zu braucht er aber auch bei Investitionen einen solchen zur Zwischenfinanzierung. Zunächst würde die Bank natürlich erst einmal seine mühsam erarbeiteten Ersparnisse und Rücklagen abschöpfen.
Die Parallelen zur Situation in Europa sind Ihnen sicher sofort aufgefallen. Luigi steht für die südlichen Länder, Frank für die nördlichen. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es viele griechische, italienische, spanische Landsmänner gibt, die wie Frank agieren und haushalten. Genauso finden wir durchaus Deutsche, die sich wie Luigi verhalten. Es soll also kein Beispiel für das Verhalten einzelner Menschen sein, sehr wohl aber für das Verhalten der kompletten Staaten.
Der Euro wirkt wie das Fremdenverkehrsbüro, es verhindert, dass die Preise verringert werden können und dass die Südländer wieder wettbewerbsfähig werden in denjenigen Bereichen, in denen die südlichen Länder stark sind. Der Fonds steht für die Möglichkeit, an billiges Geld zu kommen durch die EZB, EFSF und auch das Target-2 System. Das Target-2 System war ursprünglich auch als ein durchaus praktisches Instrument gedacht, finanztechnische Vorgänge zwischen den einzelnen Eurostaaten zu vereinfachen. Leider wurde es nie wirklich kontrolliert und jetzt haben wir ein unglaubliches Ungleichgewicht von über 700 Milliarden Euro. Aktuell sind das noch nicht realisierte Forderungen, aber wie sollen diese jemals wieder ausgeglichen werden ?
Was nun aktuell die südlichen Länder und andere mit Eurobonds, etc. vorschlagen ist nichts anderes, als das gemeinsame Konto von Luigi und Frank.
Im Fall von Frank und Luigi ist es völlig offensichtlich, dass diese "Lösung" bestenfalls nur kurz funktionieren wird und dann beide Hotels am Ende sind. Wenn das Hotel von Frank die zehnfache Größe von Luigis hätte, könnte es sogar relativ lange auf Kosten von Frank funktionieren. Im Fall von Europa hiesse das, Griechenland könnte man so eine relativ lange Zeit mitschleppen, aber schon bei Spanien ist das völlig ausgeschlossen. Die Märkte sehen das mittlerweile ebenfalls so und Deutschland beginnt gerade dadurch auch mit in den Sog gerissen zu werden.
Außerdem wären zunächst die Ersparnisse von Frank weg, genauso wird es den Sparguthaben der Deutschen ergehen. Luigi muss aus dem Vertrag raus und (u.a.) Griechenland aus dem Euro, das ist eigentlich so offensichtlich. Nur je länger man damit wartet, desto mehr verfällt das Hotel und desto teurer wird es hinterher.
Natürlich könnte das Fremdenverkehrsbüro auch die Preise entsprechend senken, dann müsste aber Frank aus dem Vertrag austreten, wenn er überleben will. Zu seinem Standard passen die niedrigen Preise nicht und würden seine Kosten nicht decken. So gilt das auch für Deutschland.
Im realen Leben ist es völlig einsichtig, dass ein Hotel mit einem Stern nicht denselben Preis nehmen kann, wie ein Drei-Sterne-Hotel. Bei Euro meint man aber, das würde funktionieren.
Ich bin einmal gespannt, was am kommenden Freitag geschehen wird. Wenn Angela Merkel nicht einknickt und tatsächlich das Bild eines zerstrittenen Haufens nach dem Gipfel bei den Märkten ankommt, wird es für den Euro ab nächste Woche einmal mehr wieder sehr eng. Wenn unsere Kanzlerin einknickt, bekommen wir noch ein paar Wochen Gnadenfrist (auf Kosten unserer Zukunft)...
Zum ESM ist nun gespanntes Warten angesagt, was das Bundesverfassunggericht entscheiden wird. In unseren "stets kritischen" Massenmedien wurde in den letzten Wochen gerne immer nur über "den Fiskalpakt" gesprochen, der ESM fiel bei entsprechenden Meldungen häufig hinten runter. Jetzt ist dieser wenigstens einigermaßen in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt. Mittlerweile hat auch unser Herr Schäuble eingesehen, dass man diese Ermächtigung nicht ganz heimlich still und leise durchbringen kann. Ich hoffe sehr, dass der deutsche Rechtsstaat noch im Bereich des Bundesverfassungsgerichts funktioniert, aber ich befürchte dass man die Richter wieder vor die Alternative stellen wird: "Entweder ihr stimmt zu oder ihr seid schuld, wenn der Euro, Europa und das Weltfinanzsystem crasht". Die Volksabstimmungsphantasien, die Herr Schäuble gerade äussert, halte ich für Nebelkerzen. Dafür reicht die Zeit nicht mehr und wirklich wollen dürften das diese Herrschaften nicht, denn dann gäbe es ja auch die Möglichkeit des "Nein".
Griechenland ist mittlerweile Realsatire, wenn es für viele Menschen dort nicht so ernst wäre, könnte man sich köstlich amüsieren über eine Regierung, die schon Risse bekommt, bevor sie überhaupt vereidigt ist. Ich hatte ja prognostiziert, dass diese Regierung nicht lange halten wird. Nun werden auf einmal alle krank, damit sie nicht auf den Gipfel müssen...
Liebe Griechen, wenn ihr noch lange damit wartet, aus dem Vertrag (Euro) auszusteigen, wird euer Hotel einstürzen !
Nach so viel Ernstem schlage ich vor, schauen Sie sich einmal mein Video über die Weisheit der Tiere an, schmunzeln Sie ein wenig und denken Sie darüber nach...
In diesem Blog werde ich aktuelle Entwicklungen in Ergänzung zu meinem Buch und meiner Webseite in regelmäßigen Abständen kommentieren. Primär werden Sie hier auf Themen treffen, die in den Massenmedien gar nicht oder aus meiner Sicht unzureichend bzw. unzutreffend dargestellt werden.
Mittwoch, 27. Juni 2012
Donnerstag, 21. Juni 2012
Anne Will - Ich will nicht (mehr die Pro-Euro Platitüden hören)
Anne Will und ich will nicht mehr diese Platitüden über den ach so wichtigen Euro hören.
Gestern bin ich einmal wieder bei der Talkshow Anne Will "hängengeblieben", bei der es einmal wieder um die Eurokrise ging. Nicht dass ich mir dort irgendwelche neuen Informationen versprochen hätte, zumal auch niemand annähernd Kompetentes wie z.B. ein Prof. Hankel oder ein Dirk Müller dabei war. Es kamen aber wieder eine Reihe dieser "Argumente" der Euro-Befürworter, die ich jetzt einmal beleuchten möchte. Jeder, der diese Platitüden in einer Diskussion zu hören bekommt, kann dann entsprechend auf belegbaren Fakten basierend kontern. Ich würde das auch zu gerne einmal in einer solchen Talkshow machen, aber die Chancen dazu sind wohl eher gering - selbst Prof. Hankel wird kaum noch eingeladen, weil dann die Gegenseite argumentativ zu sehr in die Defensive gerät.
Gehen wir die typischen Aussagen der Befürworter doch einmal durch:
- Deutschland hat von dem Euro am meisten profitiert
Die drei führenden Exportländer seit 1982 (der Euro kam 2001, 1999 als Buchgeld)
Jahr | 1. | Platz | Mio. US$ 2. | Platz Mio. US$ | 3. | Platz Mio. US$ |
---|
1982 | USA | 216.442 | BR Deutschland | 176.424 | Japan | 138.385 |
1983 | USA | 205.639 | BR Deutschland | 169.417 | Japan | 146.965 |
1984 | USA | 223.976 | BR Deutschland | 171.735 | Japan | 169.700 |
1985 | USA | 218.815 | BR Deutschland | 183.933 | Japan | 177.164 |
1986 | BR Deutschland | 243.326 | USA | 227.158 | Japan | 210.757 |
1987 | BR Deutschland | 294.369 | USA | 254.122 | Japan | 231.286 |
1988 | BR Deutschland | 323.323 | USA | 322.427 | Japan | 264.856 |
1989 | USA | 363.812 | BR Deutschland | 341.231 | Japan | 273.932 |
1990 | Deutschland | 421.100 | USA | 393.592 | Japan | 287.581 |
1991 | USA | 421.730 | Deutschland | 402.843 | Japan | 314.786 |
1992 | USA | 448.163 | Deutschland | 430.042 | Japan | 339.885 |
1993 | USA | 464.773 | Deutschland | 380.096 | Japan | 362.244 |
1994 | USA | 512.627 | Deutschland | 426.935 | Japan | 397.005 |
1995 | USA | 584.743 | Deutschland | 523.461 | Japan | 443.116 |
1996 | USA | 625.073 | Deutschland | 524.649 | Japan | 410.901 |
1997 | USA | 689.182 | Deutschland | 512.891 | Japan | 420.957 |
1998 | USA | 682.138 | Deutschland | 543.752 | Japan | 387.927 |
1999 | USA | 695.797 | Deutschland | 543.539 | Japan | 417.610 |
2000 | USA | 781.918 | Deutschland | 551.810 | Japan | 479.249 |
2001 | USA | 729.100 | Deutschland | 571.645 | Japan | 403.496 |
2002 | USA | 693.103 | Deutschland | 615.831 | Japan | 416.726 |
2003 | Deutschland | 751.560 | USA | 724.771 | Japan | 471.817 |
2004 | Deutschland | 909.887 | USA | 814.875 | China | 593.326 |
2005 | Deutschland | 970.914 | USA | 901.082 | China | 761.953 |
2006 | Deutschland | 1.108.107 | USA | 1.025.967 | China | 968.978 |
2007 | Deutschland | 1.321.214 | China | 1.220.060 | USA | 1.148.199 |
2008 | Deutschland | 1.446.172 | China | 1.430.693 | USA | 1.287.442 |
2009 | China | 1.201.612 | Deutschland | 1.120.041 | USA | 1.056.043 |
2010 | China | 1.577.824 | USA | 1.278.263 | Deutschland | 1.258.924 |
2011 | China | 1.898.600 | USA | 1.480.646 | Deutschland | 1.473.889 |
Man kann schön ersehen, dass der Euro keinerlei Einfluss darauf hatte, dass Deutschland immer im Spitzentrio dabei war. Das geht übrigens bis 1953 zurück. Tatsächlich konnten wir uns zeitweise nach der Euroeinführung auch auf Platz 1 setzen, was aber nicht nur auf den Euro zurückzuführen ist.
Damit fällt aber auch gleich das nächste Argument der Euro-Gläubigen:
- Mit der D-Mark wären wir nicht mehr konkurrenzfähig
Deutschland spielt nicht im Billigsegment, die Stärke sind Produkte, welche sich durch Innovation und Qualität auszeichnen, technisch immer in Führung liegend. Insbesondere im Investitionsgüterbereich bezahlen die Kunden gerne einen höheren Preis, wenn Sie durch die besseren Produkteigenschaften höhere Umsätze und Gewinne für ihr Geschäft erzielen. Das war in der Vergangenheit nachweislich so und wird auch wieder so sein. Ein gutes Beispiel, an dem man auch ersehen kann, dass der Preis bei bestimmten Produktkategorien nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist die Firma Apple. Obwohl die Produkte im Hochpreissegment liegen, sind die Absatzzahlen schwindelerregend und Apple ist das erfolgreichste Unternehmen weit und breit.
Sollte eine aufgewertete zukünftige D-Mark ein Produkt verteuern, gibt es zusätzlich noch den abmildernden Effekt, dass sich zur Herstellung benötigte Rohstoffe und Komponenten sowie die Energie verbilligen, sofern diese importiert werden. Letzeres ist aber heute in vielen Bereichen noch stärker der Fall, als in der Zeit vor der Euro-Einführung. Von daher wird man sich sicher anstrengen müssen, weiterhin führende Produkte zu liefern, aber dann sollte der Export auch weiterhin sehr erfolgreich bleiben. Eine kleine Delle ist natürlich nicht auszuschliessen, diese wird dann größer werden, wenn es in der Welt immer weniger Käufer gibt, die sich aufgrund der Schuldenproblematik und Rezession weltweit überhaupt noch etwas leisten können. Das hat aber nichts mit Euro oder D-Mark zu tun.
- Durch den Euro hat Deutschland besonders viel innerhalb Europa absetzen können
Stellen Sie sich vor, neben Ihnen macht ein Bäcker auf und Sie kaufen ihm jeden Morgen zehn Brötchen ab und lassen es anschreiben. Hunderte anderer Menschen machen es ebenso. Jeden Abend ist der Bäcker ausverkauft, also muss er doch sehr erfolgreich sein, oder ?
Natürlich hilft ihm das wenig, alle Produkte immer "verkauft" zu haben, wenn er dafür nur wertloses Papier in Form von Schuldscheinen hat. Während das bei einem Bäcker sehr schnell offensichtlich wird, ist das bei den europäischen Volkswirtschaften durch das Target-2 System deutlich verdeckter. Auch erhält der Hersteller des Produkts sein Geld und ist glücklich. Bezahlt wurde es aber letztendlich von der deutschen Bundesbank, die nun eine entsprechende Forderung gegen die EZB hat, diese wiederum gegen die jeweilige Zentralbank des Käuferlandes. Diese Forderungen der Bundesbank haben sich mittlerweile auf über 700 Milliarden Euro aufgeschichtet; am Ende des Tages haben die meisten europäischen Käufer bei Deutschland "anschreiben" lassen.
Glauben Sie wirklich, wir sehen das Geld jemals wieder ? Am Ende des Tages haben wir einen Großteil unserer Exporterfolge in Europa selbst bezahlt.
- Der Euro garantiert den Frieden in Europa, ohne ihn kann es wieder Krieg geben
- Der Euro hat uns niedrige Inflationsraten gebracht
- Ein Ausstieg aus dem Euro würde XXX Milliarden Euro kosten, die Welt untergehen lassen, etc.
Die "Lösung" durch eine Vergemeinschaftung der Schulden noch weitere machen zu können, bringt bestenfalls noch ein wenig mehr Zeit. Da aber nun auch Deutschlands Kreditwürdigkeit unter Druck kommt, wird wohl nicht einmal das noch lange weiterhelfen. Die Alternative ist dann der ungeordnete Crash des Euro.
Wenn man ein totes Pferd reitet, sollte man absteigen !
Um es einmal ganz klar zu sagen: der Euro ist nicht das Problem unseres Finanzsystems, es ist die weltweite Verschuldung aufgrund des Zinseszinssystems. Der Euro ist aber das zerbrechlichste Glied, da er eine Reihe von Konstruktionsfehlern hatte, die nun sein Ende herbeiführen. Eine neue Deutsche Mark ohne Golddeckung wird uns auch nicht retten, aber das ist ein anderes Thema. Mir ging es heute nur einmal um die gebetsmühlenartig wiederholten Pro-Euro-Argumente, die klar widerlegbar sind.
Mittwoch, 20. Juni 2012
Griechenland - Hurra !
Griechenland hat (erneut) gewählt und "Hurra", es könnte eine Regierung gebildet werden, mit der alles so weiter geht wie bisher. Ob dieses Wahlergebnis tatsächlich so reell ist oder manipuliert wurde, ist aus meiner Sicht heraus zweitrangig. Wenn - und ich denke, das ist noch alles andere als sicher - eine Regierung gebildet werden kann, dann wird diese nicht lange halten. Zu schlimm sind die Zustände in Griechenland schon für viele Menschen. Man hat vielleicht wieder ein paar Wochen gewonnen, eventuell aber auch nur Tage. Bei einem "falschen" Ergebnis der Wahl hätte es schon heute größere Verwerfungen im Finanzsystem geben können. Zumindestens hatten sich alle entsprechend gewappnet. Unsere Frau Bundeskanzlerin hatte vorsorglich ihren Abflug zu dem G-20 Gipfel veschoben, die Deutsche Bank hatte schon am Sonntag den Devisenhandel extra geöffnet, dazu Urlaubsperren und angeordnete Wochenendarbeit in Banken und bei Herstellern von zugehörigen Systemen, Planungen mit Kapitalverkehrskontrollen in Europa und Abhebebeschränkungen bei Bankkonten waren bereits durchgeführt. Da hatten also ein paar Herrschaften schon ganz schön geschwitzt. Wir können daran aber auch sehr schön ersehen, was uns demnächst erwarten wird.
Um auf Griechenland zurückzukommen: wer glaubt denn wirklich noch daran, dass nach zwei Jahren mit immer neuen Hilfpaketen, Sparverordnungen, die nur halbherzig und an den falschen Stellen durchgeführt wurden, einem Schuldenschnitt (richtig, da war mal was in diesem März), der bereits komplett wieder verpufft ist, sich jetzt irgendetwas verbessern soll, wenn so weiter verfahren wird, wie bisher ?
Über die Zustände dort habe ich im letzten Newsletter ja schon einiges beschrieben. Schauen wir einmal, wie die Dinge sich weiter entwickeln.
In den letzten zwei Wochen haben sich allerdings weitere Entwicklungen gezeigt, die dem Eurosystem nun richtig gefährlich werden dürften und das Ende besiegeln werden. Zum einen wurden die spanischen Banken mit 100 Milliarden Euro "gerettet", leider reichte die Wirkung dieser Rettung auf die Märkte nur noch einen halben Tag. Daran sieht man, dass die bisherigen Maßnahmen nun wirkungslos werden. Auch der Euro hat seinen durch den Ausgang der Wahl in Griechenland verursachten Gewinn von gestern früh bereits wieder verloren. Aktuell sind die Zinsen für spanischen Staatsanleihen über der kritischen Marke von 7%, diejenigen von Italien haben gestern 6% überschritten. Der Paukenschlag war aber die Tatsache, dass die Zinsen für die deutschen Bunds letzte Woche auf einmal angestiegen sind. Dazu hat PIMCO angekündigt, alle deutschen Staatsanleihen abzustossen, da man Deutschland nicht mehr zutraut, alles zu retten. PIMCO ist ein wichtiger Signalgeber und Vorreiter im Markt. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob das nicht auch eine Gegenmaßnahme der Bundesregierung ist, den immer stärker und unverschämter werdenden Forderungen nach einer Haftung Deutschlands für alles und alle zu begegnen. PIMCO ist immerhin eine Allianz-Tochter.
Alle bisherigen "Lösungvorschläge" insbesondere aus dem südlichen Europa drehen sich ausschließlich darum, dass Deutschland doch bitte für alles haften soll, da es ja so stark und reich sei. Sobald die Märkte das nicht mehr glauben, zerplatzt diese "Lösung". Spanien und Italien sind die Sollbruchstellen des Euro. Es gibt nun auch erste Signale aus Italien, dass man dort "Hilfe" aus dem Rettungsschrim brauchen könnte. Diese Länder kann auch Deutschland nicht mehr glaubwürdig retten. Hinzu kommt, dass scheinbar immer mehr französische Banken Liquiditätsprobleme bekommen. Kein Wunder, dass sich Monsieur Hollande so stark für eine Bankenunion oder die Bankenrettung durch ESM und EZB einsetzt.
Alles in allem läuft die Zeit nun ab, alte Vorgehensweisen versagen zusehends. Deshalb werden wir nun sehr bald völlig neuen Situationen begegnen. Wenn es am Sonntag schlecht gelaufen wäre, würden Sie heute unter Umständen bereits nicht mehr an ihr Geld kommen. In Frankreich hat bereits eine Bank eine Vorlaufzeit von fünf Tagen für das Abheben von nur 2000,- Euro eingeführt. Wir haben bereits einen verdeckten Bankrun in Südeuropa, hier kann er jederzeit auch beginnen. Also bereiten Sie sich entsprechend vor.
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