„Es ist doch noch gar nichts
passiert“ sagte der Mann, als er nach seinem Sturz vom Dach des
Hauses am zweiten Stock vorbeiflog...“
„Es ist doch noch gar nichts
passiert...“
Diesen Spruch kennen viele aufgeklärte
Menschen, wenn sie versuchen, anderen die aktuelle Situation des
Finanzsystems zu erklären. Dann kommt häufig noch die Aussage
hinterher „Du hast schon so lang gesagt, es würde etwas passieren
und bis heute sehen wir nichts davon!“.
Auch der eine oder andere Kommentar zu
meinen Blogbeiträgen und auf anderen kritischen Seiten geht in
diese Richtung.
„Danke für das Horrorszenario gem.
3. Absatz. Der Crash ist, so wie wir heute sehen ausgeblieben. Mit
der Angst der Menschen zu spielen, finde ich schlicht und ergreifend
nur töricht. Den Weltuntergang gab es auch nicht.“
Den Weltuntergang sagt ja auch niemand
voraus. Crashs hat es aber immer wieder gegeben und wenn man das
Finanzsystem auf Basis von Schulden und Zinseszins verstanden hat,
wird einem klar, dass der Crash eine mathematische Gewissheit ist.
Einzig der genaue Zeitpunkt ist schwierig zu bestimmen.
Genau dieselben Menschen, die jetzt
diese Sprüche bringen, haben einen noch Mitte 2008 für verrückt
erklärt, wenn man von Bankencrashs gesprochen hatte. Nach IKB,
Lehman Brothers, etc. waren sie dann auf einmal erstaunlich ruhig
geworden. Nachdem diese Pleiten und die anschließenden „Rettungen“
aber keine konkreten Folgen für sie hatten, genausowenig die
Vorgänge rund um Euro und EU, kommen sie jetzt wieder aus ihren
Löchern und behaupten, die Warner wollten nur Angst verbreiten und
seien so negativ.
Ich möchte keine Angst verbreiten, ich
möchte, dass die Menschen selbst anfangen zu denken und die Dinge
nachvollziehen. Dann kommen sie nämlich automatisch zu bestimmten
Schlussfolgerungen und bereiten sich entsprechend vor. Danach geht
man weiterhin positiv durchs Leben mit der Gewissheit, dass alles
Mögliche und Notwendige gemacht wurde.
Viele der Menschen, die angeblich so
„positiv“ sind und deshalb von der Realität nichts wissen
wollen, verdrängen und ignorieren nur. Leider ist das eine häufige
Reaktion bei den Menschen. Wirklich positiv ist ein Mensch, wenn er
nach dem Verlust seiner gesamten Vermögenswerte, des Arbeitsplatzes
und eventuell seiner Immobilie immer noch gut gelaunt ist und sagt:
„Pech gehabt, dann ist es eben weg!“.
Die meisten, die momentan jegliche
Krise ableugnen, werden aber keinesfalls so reagieren. In dem Moment,
in dem die Krise nicht mehr ignoriert werden kann, da sie sehr
konkrete Folgen für einen selbst hat, werden diese Menschen dann
eher wütend auf jeden eindreschen, der ihrer Meinung nach die Schuld
dafür hat.
Diese Realitätsverweigerung hat in der
Vergangenheit schon viel Unglück gebracht, denn wenn rechtzeitig
genügend Menschen die Sachlage verstehen und dagegen etwas
unternehmen, können die schlimmsten Auswüchse noch verhindert
werden.
Leider wird das Weltbild aber immer
mehr auf die eigene Situation eingeengt und die Probleme und
Krisenfolgen bei anderen Menschen nicht wahrgenommen. Ich sage dann
immer als Antwort darauf, dass doch noch nichts passiert sei, dass
derjenige doch nach Athen, Lissabon oder Madrid reisen, sich vor die
dortigen Menschen stellen und denen erzählen soll, es wäre doch
alles in Ordnung.
Auch hierzulande stellen immer mehr
Menschen in Niedriglohnjobs oder Zeitarbeiter fest, dass sie für ein
Butterbrot schuften müssen bis zum Umfallen. Die
Realitätsverweigerer retten sich dann meistens damit, dass
diejenigen ja alle selbst schuld wären. Das macht mich dann schon
ein wenig sauer, denn natürlich haben Griechen und Spanier Fehler
gemacht, aber die machen wir hier auch. Der eigentliche Grund für
die Misere liegt am System, das zwangsläufig zu der Verarmung großer
Teile der Bevölkerung führt.
Diese Realitätverweigerer sollten sich
den bekannten Spruch von Pastor Martin Niemoeller zu Gemüte führen,
er ist aktuell wie nie zuvor:
Zuerst holten sie die
Kommunisten;
ich schwieg, denn ich war kein
Kommunist.
Dann holten sie die Juden;
ich schwieg, denn ich war kein
Jude.
Dann holten sie die
Gewerkschaftsmitglieder unter den Arbeitern;
ich schwieg, denn ich war kein
Gewerkschafter.
Danach holten sie die Katholiken;
ich schwieg, denn ich war
Protestant.
Schließlich holten sie mich,
und da war keiner mehr, der für
mich hätte sprechen können.
Man kann ihn abwandeln, denn abgeholt
werden die Menschen in Europa glücklicherweise aktuell noch
nicht.
Zuerst verarmten die Isländer;
ich schwieg, denn ich war kein
Isländer.
Dann verarmten die Griechen;
ich schwieg, denn ich war kein
Grieche.
Dann verarmten die Osteuropäer;
ich schwieg, denn ich war aus
Mitteleuropa.
Danach verarmten die Spanier und
Portugiesen;
ich schwieg, denn ich war
Deutscher.
Schließlich verarmte ich,
und da war keiner mehr, der mich
hätte "retten" können.
Deutschland wird auch noch drankommen,
das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Ich möchte Ihnen nun ein Beispiel von
Realitätsverweigerung geben, das sich so am Anfang meiner
beruflichen Karriere im IT-Bereich abgespielt hat. Wir entwickelten
eine Software für einen großen deutschen Konzern und ich war als
Teilprojektleiter u.a. für die Installation und Konfiguration des
Softwarepakets zuständig. Der zugesagte Fertigstellungstermin rückte
immer näher und es waren nicht einmal 50% der Funktionen
fertiggestellt. Einen Managementtermin des Kunden hatte man noch
überstanden, denn dort wurden nur ein paar vorbereitete Dinge
vorgeführt.
Danach kam der Endtermin und es wurde
eine Kundenschulung für die Software angesetzt. Ein Kollege und ich
reisten also zum Kunden, er sollte die Schulung halten und ich durfte
die Software auf den Kundensystemen installieren. Sowohl der Kollege
noch ich waren darüber informiert, welchen Fertigstellungsgrad die
Software zu diesem Zeitpunkt hatte: nach wie vor weniger als 50% !
Zunächst konnten wir uns noch mit
Vorträgen ein wenig über die Zeit retten, aber als der Kunde dann
endlich die Software ausprobieren wollte und an die Terminals
stürzte, platzte natürlich die Bombe.
Projektmanager, Bereichsleitung und
oberes Management hatten eine derartige Realitätsverweigerung
betrieben, wie man es eigentlich nicht für möglich halten würde.
Es war letztendlich schon viele Wochen zuvor klar, dass der Termin
unmöglich zu halten war. Anstatt sich mit der Realität
auseinanderzusetzen und dem Kunden die Verzögerung zu gestehen,
wurde der Tunnelblick der Verantwortlichen aber immer enger und man
hangelte sich von einem Tag zum nächsten in der Hoffnung, es würde
noch „ein Wunder“ geschehen.
Es ist natürlich klar, dass nach dem
Eklat zunächst alle anderen als Schuldige gesucht wurden, außer
Projektleitung oder Management. Damals habe ich erlebt, wie stark
Menschen die Realität ignorieren können, nur um sich nicht einer
unangenehmen Wahrheit stellen zu müssen.
Das sehen wir heute auch bei vielen
Menschen in Bezug auf die Krise. Man kann eigentlich schon sehr genau
sehen, wohin der Weg gehen und was passieren wird, wenn man die
Zeichen der Zeit erkennt, wie ich in meinem eBook 2013 -2015 Jahre der Veränderung gezeigt habe. Das passt aber nicht in das Weltbild
vieler Menschen, deshalb sind die Warner „Negativ“ oder hatten
bisher „noch nie Recht“. Der Herbst 2008 oder das Frühjahr 2010
werden hierbei schon wieder verdrängt.
Verdrängung ist aber eine sehr
gefährliche Sache, denn sie kann krank machen und leider werden
nicht wenige Menschen, die jetzt noch groß tönen, ihnen wäre die
Krise egal, sich dann umbringen, wenn sie die Folgen nicht mehr
ignorieren können, da sie voll getroffen werden.
Der Realität ins Auge zu blicken und
sich vorzubereiten, ist keine Negativität, sondern eine positive
Grundhaltung, denn derjenige erwartet eben keinen „Weltuntergang“
sondern nur eine schwierige Zeit, nach der es dann aber auch wieder
aufwärts geht. Ansonsten wäre ja jede Vorbereitung sinnlos. Diese
schwierige Periode heißt es jetzt mit möglichst wenig Blessuren zu
überstehen und genau dazu dient die Vorbereitung (was zu machen ist,
steht u.a. in meinem kostenlosen Report „Eurokrise – Was tun?“).
Letztendlich blicke ich sehr positiv in
die Zukunft, denn viele kranke Dinge in unserer Gesellschaft und dem
System werden durch die Krise korrigiert werden. Eine gute
Vorbereitung befreit von Angst und schürt sie nicht, denn Sie stehen
der Entwicklung nicht machtlos gegenüber. Sie sind aktiv und schauen
dadurch positiv über die Krise hinaus nach vorne.
Sie werden staunen, wie viele der
Realitätsverweigerer, die jetzt angeblich noch so positiv durch das
Leben gehen, dann eben genau diesen Weltuntergang erwarten werden,
wenn ihre bisher gewohnte Welt zusammenbricht. Dann werden wir auf eimal die "Positiven" sein !
Bild: © lassedesignen - Fotolia.com