Deregulierung ist das Zauberwort der Stunde. Die Märkte können sich angeblich ansonsten nicht entfalten und uns somit ihre vollen Vorteile gewähren. Wenn man allerdings auf die Politik sieht, dann erleben wir ein ziemlich schizophrenes Verhalten. Laut den Aussagen der Politik möchten natürlich alle immer gerne deregulieren. Wie heißt es aber schon in der Bibel: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“.
Wenn wir uns einmal die Taten und
Früchte unserer Eliten diesbezüglich anschauen, dann kommt ein
interessantes Bild zustande. Wenn es Konzerne betrifft, dann gilt der
Begriff der Deregulierung uneingeschränkt. Alle Regelungen, die
Großkonzernen und Großbanken Gewinne und Macht verringern könnten,
sollen abgeschafft werden. Das wird an vielen Stellen wieder und
wieder versucht.
Sobald ein Versuch durch Proteste
gestoppt wird, kommt kurze Zeit später der nächste von der anderen
Seite. Durch das Lobbying, bei dem teilweise die Konzerne die Gesetze
schon selbst schreiben und das noch nicht einmal gewissen Kreisen
problematisch erscheint, bleibt es nun nicht mehr. Man möchte einen
Freibrief für das Großkapital haben und dieses soll beliebig Rechte
durchsetzen können, alles privatisieren, was ihnen gefällt und wenn
doch ein Staat mal nicht mitspielt, Milliardensummen über
nichtöffentliche Instutionen einklagen können, sobald sie meinen,
ihnen würde ein Gewinn entgehen.
Wir hatten ACTA, wir haben diverse
Freihandelsabkommen wie TTIP und als Krönung nun TISA, das es
unmöglich machen soll, einmal durchgeführte Privatisierungen wieder
zurückzuführen.
Wir können also mit Fug und Recht
sagen, dass ein Großteil der Politik deregulieren möchte, wenn es
um große Unternehmen geht.
Interessanterweise stellt sich die
Sachlage völlig anders dar, wenn wir über die Menschen und kleine
bis mittlere Betriebe reden. Da tut sich besonders natürlich die EU
hervor in ihrer Regulierungswut, indem sie Glühbirnen und bestimmte
Staubsauger verbietet oder Gurkenkrümmungsradien vorgibt. Diese
Dinge sind aber eher die harmloseren Bereiche. Zum einen hat es schon
viele kleinere Hersteller von Naturheilmitteln schwer getroffen, denn
die Zulassungsverfahren werden derart aufgebauscht, dass nur noch
Konzerne sich die Kosten dafür leisten können. Aber die meisten
kleinen und mittleren Unternehmen aller Arten können stundenlang darüber
referieren, welche Auflagen, Berichte und zusätzliche Abgaben ihnen
das Leben schwer machen. Da ist nie etwas weniger geworden im Laufe
der Zeit.
Wenn wir aber in andere, dem Westen
angegliederte Länder schauen, dann kommen hier noch deutlich
erschreckendere Regulierungen zur Einschränkung der persönlichen
Freiheit ans Licht. Wir hatten hier in der EU ja schon die neue
Saatgutverordnung, die jeden kriminalisiert hätte, der Saatgut
weitergibt, das nicht auf einer relativ kurzen Liste verzeichnet ist.
Glücklicherweise wurde das nun etwas abgeschwächt, aber es wird
sicher erneut von einer anderen Seite auf den Tisch gebracht werden.
Der Hintergrund ist natürlich, dass die Menschen am besten gar nicht
mehr selbst Nahrungsmittel anbauen sollen. Entsprechende Vorstöße
gibt es immer wieder gerade in Neuseeland oder in verschiedenen
Staaten der USA.
Es gibt aber noch viele weitere
Bereiche des persönlichen Lebens, in die regulierend eingegriffen
wird. Ganz weit sind wir bereits im finanziellen Bereich, wo es außer
bei Edelmetallen praktisch keine Freiheit mehr gibt. Alles wird
ansonsten gespeichert, man merkt immer mehr, dass es suspekt ist,
allein wenn größere Bargeldbeträge eingezahlt oder abgehoben
werden sollen. Wie ich erfahren habe, ist das selbst für reiche
Personen mit Offshore-Konten auch nicht mehr anders. Oder bauen sie
ein Haus und staunen Sie, was Sie alles beachten müssen.
Im medizinischen Bereich werden die
persönlichen Freiheiten auch immer mehr eingeschränkt. Es sind noch
ganz andere Dinge geplant (u.a. in dem eBook „Das Ende der Freiheit“ beschrieben). Es geht natürlich immer nur um „unsere
Sicherheit“.
Von daher kann man also gut folgende
einfache Formel aufstellen:
Großkonzerne und Großkapital
maximale Deregulierung
maximale Deregulierung
Bürger und kleine bis mittlere Unternehmen
maximale Regulierung
Man hört beispielsweise zwar immer
große Sprüche, dass die Banken endlich reguliert werden müssten,
passiert ist aber faktisch gar nichts, weswegen wir auch unmittelbar
vor der nächsten großen Bankenkrise stehen.
Im politischen Spektrum hat man diese
zwei o.g. Regelungen auch gut aufgeteilt. Während die liberalen und
nicht ganz so linken Kräfte an der Deregulierung für die Konzerne
arbeiten, wird das natürlich von den ganz linken Kräften massiv
kritisiert. Dafür tun sich diese ganz linken Kräfte aber sehr
hervor, die Kleinen zu regulieren, am Besten in allen Bereichen.
Natürlich echauffieren sich darüber dann manchmal die Liberalen,
aber keine politische Partei im etablierten Spektrum hat tatsächlich
jemals etwas an der oben genannten Gesetzmäßigkeit verändert.
Seit über zwanzig Jahren hören wir
beispielsweise immer wieder davon, dass die Steuergesetzgebung
vereinfacht werden sollte und nie ist Irgendetwas passiert. Es ist
nicht gewollt, denn das drangsaliert die Kleinen, während die Großen
ihre Steuerspezialisten haben, die gezielt gelassene Lücken dazu
nutzen, gar keine Steuern mehr zu bezahlen.
Es ist kein Thema von rechts oder
links, sondern ein Thema der Kontrolle über die Massen. Wenn dem
nicht Einhalt geboten wird, haben wir in nicht allzuferner Zukunft
einige wenige Superkonzerne, gegen die kein Kraut mehr gewachsen sein
wird und auf der anderen Seite unfreie Bürger, die nur noch zu
konsumieren haben, was ihnen vorgesetzt wird. Das lässt sich
natürlich auch auf die Meinungsfreiheit ausdehnen. Wir erleben das
ja gerade live und in Farbe bei immer mehr Themenbereichen. Auch wenn
wir sehr bald bei einer Reihe von Themen eine komplette Kehrtwende
bekommen dürften, wird diese Wende den Menschen aber zunächst nicht
ihre Freiheit zurückgeben. Diese müssen sich die Menschen schon
selbst holen, ansonsten werden sie von neuen Führungskräften
genauso wieder festgesetzt werden.
Um noch einmal auf TISA zurückzukommen.
Das ist der mit Abstand frechste Versuch, gleich beide o.g. Formeln
umzusetzen. Natürlich wird hier auch wieder auf strengste
Geheimhaltung geachtet, damit die Menschen möglichst nichts davon
erfahren. TISA steht für Trade in Services Agreement und
wird nicht nur zwischen USA und EU verhandelt, nein es sind noch eine
große Anzahl weiterer Staaten dabei. Es wird aber gezielt nicht im
Rahmen der Welthandelsorganisation WTO betrieben, damit möglichst
wenig an die Öffentlichkeit gerät. Ein wenig ist aber schon
durchgesickert.
Für die Konzerne gibt es noch größere
Freiheiten, diesmal noch mit einer Garantie auf Unumkehrbarkeit
garniert. Eine Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung wäre
dann nicht mehr rückgängig zu machen, wie zuletzt in Paris. Um
mehrere hundert Prozent erhöhte Wasserpreise bei gleichzeitig massiv
verschlechterter Qualität müssten dann also von den Bürgern bis
zum St. Nimmerleinstag hingenommen werden.
Deshalb ist es so wichtig, sich nicht
nur selbst auf einen chaotischen Zeitraum vorzubereiten (wie, steht
in dem kostenlosen Krisenratgeber mit über 220 Seiten), sondern sich
auch für die politischen Vorgänge zu interessieren und lautstark
seinen Unwillen dagegen zum Ausdruck bringen. ACTA wurde gestoppt,
TTIP steht unter Feuer, aber TISA scheint das alles noch zu toppen.
Wie man sieht, kann die Masse der Menschen schon etwas bewegen, wenn
sie sich nur dafür interessiert und aktiv wird. Es wird aber auch
deutlich, dass man diese Supermacht der Konzerne unbedingt haben
will, deshalb lässt man nicht locker.