Ich weiß nicht, ob Sie noch den
schwarzen Kanal kennen. Die Älteren von Ihnen, insbesondere
natürlich aus den neuen Bundesländern werden sich sicher daran
erinnern. „Der schwarze Kanal“ war eine Sendung des
DDR-Fernsehens, in dem Karl-Eduard von Schnitzler regelmäßig über
Westdeutschland und den Westen insgesamt herzog. Das Ganze war
derartig tendenziös, sodass es fast schon wieder amüsant erschien.
Jeder kleine Streik im Westen wurde in dieser Sendung beispielsweise genüsslich
breitgetreten und so dargestellt, als ob sich die gesamte
Arbeiterschaft in der Bundesrepublik Deutschland erhoben hätte.
Natürlich war den allermeisten DDR-Bürgern durchaus bekannt, dass
in dieser Sendung die Wahrheit sehr stark an einem bestimmten
Weltbild zurechtgebogen wurde, um es einmal nett zu formulieren.
Außer Schnitzler selbst (und selbst da
wäre ich mir nicht ganz sicher) und ein paar ganz ergebenen
Parteisoldaten hat diese Berichte wohl kaum einer wirklich für bare
Münze genommen.
Wenn ich mir in letzter Zeit aber so
die Sendungen in unseren Massenmedien anschaue und dort insbesondere
auch die Hauptnachrichtensendungen, muss ich leider feststellen:
„Der schwarze Kanal ist zurück“
Natürlich wird jetzt nicht der Westen
aufs Korn genommen, sondern der Osten, aber nicht nur. Ganz übel
zeigte sich das in der Olympiaberichterstattung und gipfelte dann in
den unsäglichen Kommentaren bei der ZDF-Übertragung der
Eröffnungsfeier. Es gab aber zuvor schon praktisch keine Sendung im
Fernsehen oder Radio, in der nicht bedeutungsschwanger gefragt wurde,
ob die Vergabe der Olympiade nach Sotchi nicht ein Fehler gewesen
sei?
Die armen Homos würden dort so
furchtbar massa- diskriminiert, Russland ist ein Unrechtsstaat
wie die frühere Sowjetunion, in der unschuldige Mädchen oder
Milliardäre schlimmste Lagerhaft verbüßen müssen, außerdem
werden kleine Kinder Hunde in Sotchi erschossen. Die
Freilassungen dieser Häftlinge hat Diktator Putin ja nur gemacht,
damit die olympischen Spiele in einem besseren Licht dastehen würden.
Außerdem kann man dort eigentlich gar keine Winterspiele
durchführen, da es ja so warm wäre. Menschen wurden reihenweise aus
ihren Häusern vertrieben, um Platz zu schaffen für die olympischen
Anlagen und überhaupt, wurden ja unglaubliche 51 Milliarden dafür
ausgegeben.
Ich höre jetzt einmal damit auf, Sie
werden davon ja selbst genug gehört haben. Natürlich ist es nicht
so, dass in Russland alles in Ordnung wäre und dort nur eitel
Sonnenschein herrschen würde. Genau, wie es bei Schnitzler die
gezeigten Streiks ja hin und wieder tatsächlich auch gab, so gibt es
auch im heutigen Russland sicher noch einiges zu verbessern. Die
„lupenreine Demokratie“ gibt es dort sicher noch nicht.
Wenn ich mir aber die EU oder die USA
anschaue: haben wir hier vielleicht eine solche?
Wenn ich mir ansehe, was alles in den
USA so abläuft, dann stehen diese Russland kaum nach - eher im Gegenteil (Guantanamo Bay ist hier nur ein Beispiel). Auch die
Vorwürfe bezüglich Sotchi haben einen wahren Kern, nur passieren
diese Dinge bei allen anderen Olympiaden oder
Fußballweltmeisterschaften in ganz ähnlicher Form. In Brasilien
werden ebenfalls Menschen vertrieben, damals in Griechenland waren
Hotels auch nicht fertig und ich möchte nicht wissen, wie viel Geld
dort für Korruption draufgegangen war. In Quatar werden massiv
Arbeiter ausgebeutet und dort ist das Wetter tatsächlich ein
Problem, denn bei 50 Grad Celsius im Sommer kann keiner Fußball
spielen.
In Sotchi sind die Wetterbedingungen
hervorragend, wie man aktuell sehen kann, denn der Kaukasus ist nun
einmal ein schneesicheres Hochgebirge. Auch den Sportlern geht dieser ständige
erhobene Zeigefinger mittlerweile gehörig auf den Zeiger. Diese
Doppelmoral ist wirklich leicht zu durchschauen, wenn man nur möchte.
Es sieht aber deutlich so aus, als
hätten die Moderatoren und Sportreporter zumindest zum Teil gezielte Anweisungen
erhalten, Russland immer wieder mit negativen Attributen und
Begebenheiten in Verbindung zu bringen. Einige machen das nämlich
sehr unprofessionell und man sieht ihnen förmlich an, dass sie sich
viel lieber nur dem Sport widmen würden, wenn sie es denn dürften.
Bei den Wettbewerben geht es jetzt glücklicherweise tatsächlich
auch primär darum.
Diese Entgleisungen in der
Olympiaberichterstattung sind aber nur der Höhepunkt einer langen
Entwicklung des „Russland-Bashings“ in den deutschen Massenmedien.
Bezüglich Russland haben wir wieder den schwarzen Kanal
zurückbekommen, nur leider bemerken das im Gegensatz zu früher
viele der Zuschauer gar nicht.
Seit letzter Woche kann Russland aber
aufatmen, denn es gibt nun ein weiteres Ziel, auf das sich
eingeschossen wird: die Schweiz!
Da hat es doch tatsächlich die
schweizer Bevölkerung gewagt, eine eigene Meinung zu haben, die der
allgemeinen Linie widerspricht. Was werden hier nun für
Schimpfkanonaden abgeschossen. Dumm wären sie, jetzt wird es aber
Bestrafungen geben, usw..
Ein weiteres Beispiel für die Rückkehr
des schwarzen Kanals. Uneingeschränkte Zuwanderung ist sakrosankt,
jeder, der nicht ausnahmslos dafür ist, ist ein Ketzer. Diese
werden (momentan glücklicherweise noch nur) medial verbrannt. Es
gibt immer mehr Themenbereiche in unseren Massenmedien, in denen nur
noch eine Einheitsmeinung zugelassen ist.
Es ist nicht übertrieben, dass die
Tagesschau und Heute zumindest in bestimmten Themenbereichen (Anzahl steigend) mittlerweile die
Qualität der „Aktuellen Kamera“ aufweisen. Die Aktuelle Kamera
war die Hauptnachrichtensendung des DDR-Fernsehens und berichtete
natürlich auch nur linientreu. Wie es scheint, hat auch hier letztendlich die DDR
die alte Bundesrepublik übernommen und nicht umgekehrt.
Meinungsvielfalt gibt es vielleicht noch bei dem Thema, ob Bayern
München oder Borussia Dortmund Meister wird, aber in immer mehr
politischen und gesellschaftlichen Fragen nicht mehr. Diese allgemeine Meinungsvielfalt ist aber ein Kennzeichen einer wirklichen freiheitlichen und demokratischen Grundordnung.
Ich kann nur hoffen, dass Sie dieses
schon durchschaut haben, denn das 1000-jährige EU-Reich mit dem Euro
wird wie das letzte dieser Art auch schon sehr bald den Weg alles
Irdischen gehen. Natürlich ist diese Aussage heute auch so etwas von
verboten. Bereiten Sie sich aber darauf vor, wie u.a. in meinem
kostenlosen Report beschrieben. Die Masse hängt leider immer noch an
den Massenmedien und wird deshalb sehr unangenehm überrascht werden.